Brauerei versorgt ein ganzes Dorf mit Wärme
Schon seit den 70er Jahren ist die Familienbrauerei Felsen Bräu aus Thalmannsfeld ein Vorreiter in Sachen Umweltschutz und erneuerbare Energien. Mit Unterstützung der Enerpipe GmbH, Hilpoltstein, und zusammen mit einer benachbarten Biogasanlage versorgt sie seit drei Jahren das Nahwärmenetz des Ortes. Auf diesem Weg nutzt die Privatbrauerei die Überschusswärme aus dem hauseigenen Hackschnitzelkessel.
Das ganze Dorf packte mit an
Anfang der 2000er Jahre war klar, dass der bis dahin mit Öl direkt befeuerte Sudkessel ausgetauscht werden muss. Walter Gloßner und sein Vater waren sich einig, dass die Sudhaustechnik auf Dampf umgestellt werden sollte. Allerdings wollten sie gleichzeitig weg von fossilen Brennstoffen. Schließlich entschieden sie sich für eine 1,3 MW Hackschnitzelanlage, die mit Hackschnitzeln von Waldbauern aus der Region befeuert wird. Allerdings hielt die zukunftsweisende Technik anfangs einige Tücken parat. Mit einem Sud pro Tag war der Kessel für einen wirtschaftlichen Betrieb nicht ausgelastet. Hinzu kam, dass auch aus technischen Gründen eine kontinuierliche Wärmeabnahme aus der Hackschnitzelanlage erforderlich war. Kurzerhand entschied sich Gloßner 2007 ein privates Kleinwärmenetz zu bauen, um insgesamt acht Haushalte in der Nachbarschaft mit Wärme zu versorgen. Kurz zuvor hatte ein Nachbar ein paar hundert Meter weiter eine Biogasanlage gebaut, die ebenfalls acht Haushalte versorgte. Zwei Jahre später entstand die Idee, beide Anlagen zu kombinieren und ein Nahwärmenetz für den ganzen Ort anzulegen.
Für die Planung, Berechnung und Bauleitung holten sich die Thalmannsfelder mit der Enerpipe GmbH erfahrene Nahwärmenetzspezialisten ins Boot. „Normale Heizungsbauer sind im Tagesgeschäft zu stark eingebunden für ein so großes Projekt, da braucht man einfach Profis, die die Technik verständlich erklären können und eine optimale Auslegung gewährleisten“, betont Gloßner. „Enerpipe war da genau der richtige Partner, die unabhängige Beratung half auch bei der Koordination innerhalb der Betreibergemeinschaft“, so Gloßner weiter.
Bei der Installation der 3,6 km Fernwärmeleitung packte das ganze Dorf mit an und Ende 2010 ging das Netz in Betrieb, das mittlerweile 68 Haushalte und die Brauerei versorgt. Gleich der erste Winter hielt die Feuertaufe bereit. „Die Pumpe der Biogasanlage war bei -20°C defekt und unsere Hackschnitzelanlage musste drei Wochen lang das Netz alleine versorgen“, schildert Gloßner. Im Normalbetrieb liefert die Biogasanlage 80 Prozent der Energie und die Hackschnitzelanlage der Felsen Bräu steuert 20 Prozent für die Spitzenlast bei und deckt 100 Prozent des Wärmebedarfs der Brauerei – 250 000 kWh pro Jahr. „Die Kombination dieser beiden Energiequellen ist ideal, um einen absolut zuverlässigen Betrieb und eine hoch effiziente Versorgung des Nahwärmenetzes zu gewährleisten“, kommentiert Ludwig Heinloth Geschäftsführer der Enerpipe GmbH. Die Biogasanlage und der Hackschnitzelkessel sind mit einer speziellen Heizhaussteuerung ausgestattet, um eine reibungslose und hoch effiziente Einspeisung beider Anlagen zu garantieren. Die Biogasanlage liefert 400 kW, der Hackschnitzelkessel mit einem Dampfvolumen von 9000 l speist im Regelbetrieb 200 kW thermische Energie in das Netz ein. Das Heizhaus mit einem 4000 l Pufferspeicher, einer Wasseraufbereitungsanlage und der Wärmetauscher für die Versorgung der Einzelhaushalte stehen ebenfalls auf dem Brauereigelände.
Die Gesamtsumme für den Bau der Nahwärmeleitung konnte mit der Förderung durch die KfW deutlich gesenkt werden. Die neu gegründete GbR fungiert bei der Wärmeversorgung als Zwischenhändler. Diese nimmt die Wärme von der Biogasanlage und Hackschnitzelheizung ab und gibt sie dann an die Verbraucher weiter. Dazu wurde mit der Biogasanlage ein Vertrag auf 15 Jahre geschlossen.
„Im Rahmen der Zertifizierung wurde errechnet, dass eine 0,33 l-Flasche unseres Bieres 2g CO2-Ausstoß verursacht, würden wir unsere Energie aus fossilen Brennstoffen beziehen, läge dieser Wert bei 73 g CO2“, berichtet Gloßner sichtlich stolz im Hinblick auf die vorbildliche Umweltbilanz.