Energiewende: Modellregion südliches Mittelfranken
Der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen weist die höchste Dichte in Deutschland an genossenschaftlichen Nahwärmenetzen auf.
In der Bundesrepublik gibt es 294 Landkreise, rechnet man alle eingetragenen Nahwärme-Genossenschaften auf die Landkreise um, kommen auf jeden Landkreis 0,6 Genossenschaften. Mit 33 Genossenschaften im Bereich Nahwärme mit Erneuerbaren Energien stellt der Landkreis eine bedeutende Vorreiterrolle in der Energiewende dar.
Woher kommt dieser Boom von Nahwärmenetzen im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen? Ein Grund, der sicherlich für die genossenschaftlich betriebenen Nahwärmenetze spricht, ist der beständige und günstige Wärmepreis für alle Anschlussnehmer. Denn im Gegensatz zu fossilen Energieträgern wie Öl und Gas, unterliegt der Wärmepreis einer deutlich niedrigeren Steigerungsrate durch langfristige Abwärmenutzung von Biogasanlagen, regional erzeugten Hackschnitzeln oder die Abwärmenutzung von Industrieprozessen. Ein weiterer Grund, warum gerade genossenschaftliche Wärmenetze entstehen, ist auf das Mittelalter zurückzuführen. Durch die Realteilung und die daraus resultierende Kleinteiligkeit, mussten sich die Bürger schon vor hunderten Jahren gegenseitig unterstützen. Dieser Gemeinschaftsgedanke ist bis heute fest in der Region verankert.
Ein weiterer wichtiger Aspekt ist sicherlich auch die Verbundenheit zur Natur. Naturpark Altmühltal bzw. Fränkisches Seenland sind hier nur zwei Schlagworte, die bei den Bürger:innen in dieser Region das Umweltbewusstsein hervorrufen. Dadurch ist es eine Selbstverständlichkeit, die Abwärme der Biogas-BHKW’s zu nutzen und regional produzierte Hackschnitzel als erneuerbare Energiequellen in diesen Nahwärmenetzen zu verwenden, da sie dazu beitragen, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren und die Treibhausgasemissionen zu verringern. Die Nutzung erneuerbarer Energien in der Wärmeversorgung ist ein wichtiger Schritt in Richtung einer nachhaltigeren Energieversorgung und trägt dazu bei, die Klimaziele zu erreichen.
Im südlichen Franken wird neben der klassischen Verwertung von Waldhackschnitzeln auch die Prozessabwärme von Industriebetrieben genutzt. Hierbei wird beispielsweise die Prozessabwärme aus der Bierproduktion in das Nahwärmenetz eingespeist. Des Weiteren wird die Abwärme der Biogas-BHKW’s verwendet, wobei es nicht selten vorkommt, dass eine Biogasanlage mehrere Wärmenetze gleichzeitig versorgt. Auch der Einsatz von Großwärmepumpen in Wärmenetzen findet im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen statt.
Die Bürger:innen der ländlichen Regionen fühlen sich oft stärker mit Ihrer Heimat verbunden, sei es durch Vereine oder andere soziale Einrichtungen. Daher macht es Sinn, Nahwärmenetze genossenschaftlich zu betreiben, so können sich alle Wärmeabnehmer vor Ort aktiv in die Energieversorgung einbringen und ihren Beitrag zur Energiewende leisten. Genossenschaftliche Strukturen bieten eine gute Möglichkeit, Gemeinschaftsprojekte umzusetzen und eine breite Akzeptanz in der Bevölkerung zu finden.
Mit einer jährlichen Einsparung von 33.000 Tonnen CO2-Emissionen kann der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen als eine bedeutende Modellregion für nachhaltige Energieversorgung fungieren und anderen Landkreisen und Regionen in Deutschland als Vorbild und Inspiration dienen, ähnliche Initiativen zu fördern und umzusetzen.
Hier lesen Sie den Projektbericht zum Nahwärmenetz in Dornhausen