Gartnischkamp: Das Kraftwerk von nebenan versorgt Haller Neubaugebiet
Harald Klose beliefert 20 Grundstücke im neuen Baugebiet Gartnischkamp. Dafür wird er knapp eine Million Euro investieren.
Er kritisiert, dass Stadt und TWO in den anderen Bereichen auf eine nicht zukunftsträchtige Technik setzen.
Harald Klose wird mit der Energie von zwei 150 KW starken Heizkesseln 20 Grundstücke im Gartnischkamp über ein Nahwärmenetz versorgen
Halle. Harald Klose ist ein Macher. Seine Gebäude an der Schloerstraße werden schon lange mit selbst erzeugtem Strom aus einem vertikalen Windrad und einer Photovoltaikanlage versorgt. Für Wärmeenergie sorgen eine Solaranlage und die Hackschnitzelheizung. Klose war zudem Besitzer von 2,4 Hektar im neuen Baugebiet Gartnischkamp. Statt dieses Areal an die Stadt zu verkaufen, hat er sich entschlossen, nach Umlegungsverfahren und Überplanung, die Vermarktung und Erschließung der Grundstücke selbst in die Hand zu nehmen. Etwa 1,6 Hektar erhielt er zurück, für die Überplanung zahlte er einen sechsstelligen Betrag in die Stadtkasse.
Zwei Heizkessel mit je 150 KW versorgen 20 Grundstücke
Doch Harald Klose wird es nicht beim Verkauf belassen. Er reinvestiert die Einnahmen in ein Projekt, das einerseits die wirtschaftliche Zukunft sichern soll und ihm gleichzeitig am Herzen liegt: ein Nahwärmesystem. Erstes sichtbares Zeichen dafür ist der Neubau, der in den vergangenen Monaten direkt an seinem Wohnhaus entstanden ist. An einen Wohn- und Bürobereich schließt sich eine dreigeteilte längliche Halle mit drei großen Toröffnungen an. Durch eine davon ist ein etwa fünf Meter hoher Puffer zu erkennen. Der erste Teil einer Biomasse-Heizanlage, die hier entstehen wird. Zwei jeweils 150 Kilowatt starke Heizkessel mit Partikelfilter werden bald folgen. Sie sollen mit Hackschnitzeln und Pellets aus der Region befeuert werden. Das von ihnen erwärmte Wasser fließt über ein Nahwärmenetz zu den 20 Grundstücken im Bereich Gartnischkamp Nord A.
Mit den neuen Eigentümern hat er einen Wärmeliefervertrag geschlossen. „Die TWO hat in diesem Bereich keine Gasleitungen verlegt", sagt Klose. Stattdessen brachte er in Eigenregie ein Nahwärmenetz in die Erde. Ausgehend von der Heizzentrale wird darüber erwärmtes Wasser zum Verbraucher transportiert und fließt dort über einen Wärmepuffer in den Heizkreislauf und den Brauchwasserkreislauf des Abnehmers. Das abgekühlte Wasser fließt über den Rücklauf zurück zur Zentrale. 550 Meter Leitung hat Klose verlegen lassen. Nicht mehr als fünf Tage haben die Arbeiten in Anspruch genommen.
Zwischen 800.000 und 900.000 Euro werden die Investitionen für die Biomasse-Heizanlage samt Gebäude und Nahwärmesystem betragen. Für den Betrieb hat Klose eigens eine Firma gegründet, die Klose UG & Co. KG. In 15 Jahren etwa wird sich nach Plan die Investition amortisiert haben. „In 20 Jahren werden wir damit hoffentlich Geld verdienen können", sagt Harald Klose. Ein langfristiges Konzept. Doch er denkt nicht nur betriebswirtschaftlich, sondern auch ökologisch. „Um zu verstehen, dass hier CO2 eingespart wird, brauche ich keine Zahlen. Das sagt einem der bloße Verstand", erklärt er. Experten schätzen: Der CO2-Ausstoß von Holzhackschnitzel beträgt etwa 35g/kWh, bei Heizöl liegt der Wert bei 303 g/kWh, beim Erdgas etwa 250 g/kWh.
Das Geld bleibt in der Region
Durch die Verwendung von Hackschnitzeln oder Pellets aus heimischen Forsten bleibt das Geld zudem in der Region. Außerdem entfallen weite Transportwege. Damit sinken die CO2-Emissionen gleich doppelt.
Und auch für die neuen Eigentümer lohnt sich der Anschluss an ein Fernwärmenetz. Sie benötigen keine eigene Heizungslange mehr und müssen auch nicht verpflichtend Solartechnik für die Heizungsanbindung installieren. Es entfallen somit Wartungs- und Instandhaltungskosten. Auch um verschärfte Abgasnormen und eventuelle CO2 Steuern müssen sie sich zukünftig keine großen Gedanken machen. Zusätzlich wird im Haus durch den Wegfall der Heizung Platz geschaffen, der anderweitig genutzt werden kann. Die Kosten für den notwendigen Pufferspeicher und die Übergabeeinheit sind vergleichbar mit den Anschaffungskosten einer Gasheizung ohne Solar- und Erdwärmeeinbindung.
Harald Klose versteht nicht, warum im Gartnischkamp nicht mehr auf CO 2-Einsparungen gesetzt wurde. „Was nützt bei politischen Beschlüssen der Verweis auf die CO 2-Verträglichkeit, wenn die einfachsten Dinge nicht gesehen werden und Stadt sowie TWO auf normale Standards setzen, die schon in naher Zukunft veraltet sein werden?", fragt er.
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