Kammerstein: Energiewende mit Wir-Gefühl
Die "Nahwärme Kammerstein" setzt auf Holz und Wertschöpfung aus der Region.
35 Gründungsmitglieder haben im Dezember 2022 die "Nahwärme Kammerstein" gegründet.
Vor zwei Jahren hatte Jürgen Melzer die ehrenamtliche Initiative als Beitrag zur Energiewende vor Ort gestartet. In Erwin Grassl, dem früheren Raiffeisenbank-Vorstand, hatte er schnell einen Finanzfachmann als wichtigen Mitstreiter gewonnen. Zum Initiativkreis gehörten zudem unter anderem die beiden stellvertretenden Bürgermeister Andreas Lippert und Christian Böhm. Jürgen Melzer ist selbst Gemeinderat, hatte aber von Beginn an betont, dass dieses Projekt nichts mit Parteiarbeit zu tun hat.
Ursprünglich waren sogar zwei weitere Genossenschaften in Barthelmesaurach und Haag angedacht. In Kammerstein aber war die Resonanz am größten, deshalb hat sich die Initiative auf den Hauptort konzentriert. "Wir erfinden das Rad ja nicht neu, wir haben professionelle Beratung", sagte Jürgen Melzer und stellte der Versammlung Johanna Merkenschlager von ENERPIPE vor.
Nach der Genossenschaftsgründung geht die eigentliche Arbeit los: Aufbau eines Nahwärmenetzes in Kammerstein und in der Heidenbergstraße in Neppersreuth. Holz aus der Region als ökologische Alternative zu Heizöl, Energie von Bürngern für Bürger, Werschöpfung in der Region: Das sind die Leitlinien der Nahwärmegenossenschaft.
Jürgen Melzer, Erwin Grassl und Stefan Degel wurden Vorstände der Genossenschaft.
Aufsichtsräte wurden Bürgermeister Wolfram Göll, der auch Vorsitzender wurde und Roland Hofmann, Marc Thiel, Bernhard Brunner und Claus Bauer.
"Die Unterstützung durch Bürgermeister Göll ist uns sehr wichtig, weil ein Großteil der Leitungen auf öffentlichem Grund verlegt werden muss", erläuterte Jürgen Melzer.
Wolfram Göll betonte: "Jürgen Melzer und sein Initiativkreis haben unglaubliche Arbeit geleistet". Mit den PV-Anlagen werde in Kammerstein, das sich als Energiegemeinde versteht, bereits deutlich mehr Strom produziert, als verbraucht wird. "Bei der Wärme ist das ganz anders. In der Gemeinde gibt es keinen Meter Erdgasleitung, die meisten heizen mit Heizöl."
Die Gemeinde ist aber nur ein ganz normales Mitglied der Genossenschaft. Sie zeichnet einen Anteil, weil der Hort im alten Schulhaus an das Netz angeschlossen werden soll. Ausgangspunkt des Netzes wird der Hof der Familie Peipp im Zentrum des Ortes, sie wird der Wärmelieferant. Zudem laufen noch Gespräche mit der Familie Volkert, die eine Biogasanlage betreibt.
Je mehr, desto wirtschaftlicher
Bis Ende Januar 2023 kann man der Genossenschaft noch beitreten. Erwin Grassl hofft auf 80 Mitglieder. "Je mehr es sind, desto wirtschaftlicher wird das Wärmenetz."
Ein Geschäftsanteil pro Haushalt kostet 6000 €. Zudem besteht die Möglichkeit eines freiwilligen Mitgliederdarlehens von 5000 €. Für die Mitglieder ist das eine Geldanlage und für die Genossenschaft eine günstige Finanzierung im Vergleich zu einem Bankdarlehen.
Die ersten Häuser sollen 2023 angeschlossen werden, der Schwerpunkt liegt aber auf 2024.
Die "Nahwärme Kammerstein" ist eine von 120 Wärmegenossenschaften in Bayern, die alle gut laufen, sagte Gründungsberater Max Riedl und versprühte Aufbruchstimmung "Ihr seid auf einem super Weg!"
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