
Markus Euring
Geschäftsführer
Interview vom Januar 2025
Hallo Markus, 2015 bist du als Key Account Manager bei ENERPIPE eingestiegen. Nun wurdest du in die Geschäftsführung berufen – herzlichen Glückwunsch!
Deine neuen Verantwortungsbereiche umfassen Marketing und Kommunikation, die Abteilung Wärmenetzwerker,
die Unternehmensentwicklung sowie die Koordination unseres Partnerunternehmens heatbeat.
Seit vielen Jahren bist du im Bereich Nah- und Fernwärme aktiv. Welche Herausforderungen siehst du aktuell in der Planung und Umsetzung von Wärmenetzen
und wie unterscheidet sich der ländliche Raum vom urbanen Raum in Deutschland?
Die größte Herausforderung besteht derzeit in der kommunalen Wärmeplanung. In sehr kurzer Zeit werden zahlreiche Studien erstellt – von Planern mit mehr oder weniger Erfahrung. Dabei können häufig Fehleinschätzungen entstehen, insbesondere wenn lediglich mit standardisierten Kennzahlen, die eher für den urbanen Raum funktionieren, gearbeitet wird. Diese Ansätze passen zwar in Großstädten, wo hohe Wärmedichten vorliegen, sind jedoch für den ländlichen Raum oft ungeeignet. Dort gibt es andere Faktoren, die die Umsetzung ermöglichen. Viele Nahwärmenetze entstehen auf genossenschaftlicher Basis, die trotz geringer Wärmedichte wirtschaftlich umgesetzt werden können. Das liegt unter anderem an ehrenamtlichem Engagement, den günstigeren Tiefbau- und Rohrverlegungskosten auf dem Lande sowie an günstigeren Wärmegestehungskosten (Einbindung von Abwärme aus einer Biogasanlage, günstigere Grundstückkosten für die Heizzentrale).
Wir leisten hier viel Aufklärungsarbeit, um zu zeigen, wie eine erfolgreiche Umsetzung in der Praxis aussehen kann. In urbanen Gebieten projektieren und betreiben häufig Stadtwerke die Wärmenetze. Hier sind die Voraussetzungen andere: Die oftmals wesentlich höheren Kosten für den Rohr- und Tiefbau samt langfristigen Genehmigungsprozessen oder auch die Personalkosten samt Renditeerwartungen eines Versorgers können gut mit der deutlich höheren Wärmedichte kompensiert werden, um neue Wärmenetze wirtschaftlich umzusetzen. Letztendlich muss für jedes mögliche Netzgebiet eruiert werden, wie die passende Betreiberform ausschauen kann.
Welche Bedeutung hat die kommunale Wärmeplanung für die zukünftige Energieversorgung?
Die kommunale Wärmeplanung ist essenziell, um das Ziel der Klimaneutralität bis 2045 in Deutschland zu erreichen. Sie bietet den Kommunen eine strukturierte Vorgehensweise, um eine nachhaltige Wärmeversorgung sicherzustellen. Allerdings steht und fällt die erfolgreiche Umsetzung mit den Akteuren vor Ort: Wie engagiert sind die Kommunen bzw. die Bürger? Wer erstellt die Studie und wie werden die Kennzahlen interpretiert? Welche Maßnahmen werden tatsächlich ergriffen?
Grundsätzlich ist die Wärmeplanung ein wichtiger Schritt, da sie dazu führt, dass sich Kommunen intensiv mit dem Thema befassen und die Möglichkeiten Erneuerbarer Energien erkunden. ENERPIPE kann hierbei wertvolle Unterstützung leisten, doch letztlich liegt die Verantwortung für die Umsetzung bei den Kommunen selbst. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass sich auch große Wärmenetze in genossenschaftlicher Form wirtschaftlich umsetzen lassen. Gerade in ländlichen Regionen, wenn die Bürger frühzeitig mit eingebunden werden, können sie selbst Teil der Lösung sein, indem sie die Wärmeversorgung mittels Genossenschaft selbst in die Hand nehmen.
Kannst du als Koordinator von heatbeat über die Zusammenarbeit und die Nutzung von digitalen Tools erzählen?
Die digitalen Lösungen von heatbeat setzen sich deutlich vom Markt ab und ermöglichen innovative Ansätze in der Netzplanung und bei der Ermittlung des passenden Wärmekonzepts. Heatbeat unterstützt uns mit einem innovativen Erzeugertool, das simuliert, welche Wärmequellen für ein Wärmenetz am besten geeignet sind. Dadurch lässt sich beispielsweise ermitteln, wie eine Wärmepumpe mit Biomasse am besten kombiniert wird und wie groß die für die Strombereitstellung benötigte PV-Anlage sein sollte.
Um Wärmepotentiale zu eruieren, kommt der „Digitale Zwilling“ zum Einsatz, der auch schon in der KWP genutzt wird. Ist erstmal ein Wärmenetzgebiet lokalisiert, kann das angedachte Wärmenetz im gleichen Tool simuliert werden. Dadurch lassen sich unkompliziert Szenarien mit unterschiedlichen Anschlussquoten errechnen und unvorhergesehene Veränderungen, wie der nachträgliche Anschluss weiterer Wärmegebiete, flexibel berücksichtigen. Beispielsweise kann eine zusätzliche Bypassleitung zwischen zwei Netzgebieten hinzugefügt werden, sodass schon vorab planerisch sichergestellt werden kann, dass zusätzliche Haushalte problemlos in das Netz integriert werden können.
Für die kommunale Wärmeplanung und Wärmenetzplanung sind solche digitalen Werkzeuge von unschätzbarem Wert, da sie es Stadtwerken und Kommunen ermöglichen, ihre Wärmeplanung und später das Wärmenetz interaktiv und zukunftssicher zu gestalten. ENERPIPE setzt diese Planungen dann in die Realität um.
Was sind deine Ziele für die Abteilung Marketing und Kommunikation? Wie kann ENERPIPE als führender Anbieter im Wärmenetzbereich stärker wahrgenommen werden?
Wir sind ein führender Know-how-Träger im Bereich Wärmenetze und überzeugen unsere Kunden durch ehrliche, fundierte Beratung. Die Außenwahrnehmung spielt dabei eine entscheidende Rolle. Deshalb setzen wir auf eine starke Präsenz in den sozialen Medien mit Live-Videos, Webinaren und regelmäßigen Newslettern. Unsere überarbeitete Website bietet umfassende Informationen, darunter unser neuestes Imagevideo, das die gesamte Prozesskette unserer Arbeit zeigt.
Neben unserer digitalen Präsenz sind wir auf allen führenden Energiemessen sowie regionalen Fachveranstaltungen vertreten. Darüber hinaus erscheinen regelmäßig Gastbeiträge in Fachjournalen, um unsere Expertise einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.
Was sind deine persönlichen langfristigen Ziele als Geschäftsführer bei ENERPIPE und wo siehst du Potenzial, das bisher noch nicht ausgeschöpft wurde?
ENERPIPE hat die Expertise und die Kapazitäten, um flächendeckend in Bayern und ganz Deutschland Wärmenetze mit den lokalen Partnern zu realisieren. Mein Ziel ist es, unsere Rolle in der Wärmeplanung von Kommunen und Energieversorgern weiter auszubauen. Wir wollen unseren Bekanntheitsgrad steigern, um unsere innovativen technischen Lösungen verstärkt in die Praxis zu bringen.
Ein zentraler Erfolgsfaktor ist dabei unsere ausgezeichnete Beratung, die uns nicht nur eine starke Reputation, sondern auch zahlreiche Weiterempfehlungen einbringt. Gleichzeitig ist mir die interne Kommunikation mit unseren Mitarbeiter:innen besonders wichtig. Ich möchte sicherstellen, dass alle sich bei ENERPIPE wohlfühlen, motiviert zur Arbeit kommen und sich mit unserem Unternehmen identifizieren.
Herzlichen Dank für das ausführliche Gespräch und viel Erfolg für deine berufliche Zukunft!
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